VINTAGE PHOTOGRAPHY: FOTOKÜNSTLERIN SARAH TRÖSTER IM INTERVIEW

Mittwoch, 27. Jänner 2021

Wie und wann bist du zur Fotografie gekommen?

Da ich als Tochter eines Fotografen aufgewachsen bin, bin ich schon früh mit der Fotografie in Berührung gekommen. Als Kind hab ich immer gerne dabei zugeschaut, wie die Bilder in der Dunkelkammer langsam entstehen. Für mich war dann schon früh klar, dass ich etwas Kreatives machen möchte, ich habe mich dann aber zunächst mehr auf die Malerei konzentriert und erst mit ca. 17 Jahren damit begonnen, selbst zu fotografieren. Damals haben wir zuerst nur hobbymäßig kleine Fotoshootings mit Freunden gemacht. 2002/2003 hab ich dann eine Fotoschule in Dublin, Irland besucht. Dort haben wir alles noch manuell erlernt. Wir haben analog fotografiert, selbst Filme entwickelt und Abzüge in der Dunkelkammer gefertigt. Zu dieser Zeit habe ich auch schon mit einer Nikon-Kamera fotografiert. Die Nikon F2, die hatte ich damals von meinem Vater bekommen. Nach meiner Rückkehr aus Irland habe ich dann noch eine schulische Ausbildung zur Grafikdesignerin abgeschlossen und anschließend 3,5 Jahre als angestellte Fotografin gearbeitet, bevor ich mich dann im Dezember 2011 als Fotokünstlerin selbständig gemacht habe.

Was gehört alles zu deiner Foto-Ausrüstung?

Ehrlich gesagt ist meine Foto-Ausrüstung ziemlich klein, da ich eher über die künstlerische/gestalterische Schiene komme als über die Technische. Mir reicht momentan meine Nikon D5200 und das AF-S DX NIKKOR 18-105 mm 1:3,5-5,6G ED VR. Außerdem habe ich ein paar Studioblitze, von denen ich für meine Sets im Studio meistens ein bis zwei verwende. Ich fotografiere in einem kleinen Studioraum mit verschiedenen Hintergründen. Am liebsten verwende ich ein mittleres Grau, weil man damit so flexibel ist. Je nach Licht und Entfernung kann ich die Helligkeit beeinflussen. Ich versuche eigentlich immer, mit relativ wenigen Mitteln das Bestmöglichste zu erreichen. Einige alte Kameras besitze ich auch noch, unter anderem die besagte Nikon F2. Allerdings arbeite ich momentan eher wenig damit, da es einfach zeitlich viel schneller ist, digital zu shooten. Einen Vintage-Fundus und jede Menge Requisiten habe ich ebenfalls in meinem Studioraum, um kleine Sets für die Shootings aufzubauen.

Mit welchem Objektiv fotografierst du am liebsten und warum?

Ich habe eigentlich immer mein 18-105-mm-Zoomobjektiv dabei. Da ich finde, dass nicht jedes Shooting immer perfekt durchgeplant sein muss, weil manchmal die spontanen Ideen die besten sind, bin ich mit diesem Objektiv einfach am flexibelsten und kann mich auf spontane Situationen einstellen, ohne viel Equipment mitnehmen zu müssen.

Was treibt dich an? Woher nimmst du deine Inspiration?

Ich gestalte einfach sehr gerne und liebe es, künstlerisch und kreativ tätig zu sein. Die Ideen gehen mir nie aus und Inspirationen für meine Fotos kommen von allen Seiten – das können z. B. besondere Künstler-Persönlichkeiten sein, aber auch Filme oder historische Fotografien. In meinem Portfolio habe ich z. B. Fotoserien, die durch Charlie Chaplin, Frida Kahlo, Tamara de Lempicka, einem klassischen Film-Noir-Look etc. inspiriert sind. Besonders schön ist es, ein Projekt von der Idee bis zur fertigen künstlerischen Umsetzung zu gestalten und die Fotos anschließend in einer Ausstellung zu präsentieren oder in Kalendern oder Magazinen zu veröffentlichen.

Wo fotografierst du am liebsten?

Am liebsten fotografiere ich im Studio, oder auf indoor Locations, da man nicht so vom Wetter abhängig ist. Wenn ich draußen fotografiere, dann am liebsten in der Natur, und gerne später am Tag, wenn die Sonne nicht mehr so hochsteht. Dann ist das Licht am schönsten.

Was ist das Besondere an deinem Fotografie-Stil? Und wie bist du dazu gekommen?

Ich denke, mein Stil hat einen hohen Wiedererkennungswert und ist eine Mischung aus einem gemäldeartigen, malerischen Stil, mit klassischen Vintage-Elementen und optischen Einflüssen aus historischen Fotografien, aber auch mit modernen Elementen verbunden. Ich hab anfangs eigentlich eher klassische Retro-Pin-up-Fotografien gemacht und habe dann angefangen, das mit anderen Looks zu kombinieren, die mich inspirieren und die mir gefallen – und daraus hat sich dann mein Stil entwickelt.

Was fasziniert dich am Vintage-/Pin-up-Stil?

Ich mag einfach persönlich den Vintage-Stil sehr gerne. Ich finde die Outfits und Stylings sehr schön, und finde, der Look steht eigentlich jedem. Schon als Kind hab ich gerne die alten Filme von Audrey Hepburn und Marilyn Monroe angeschaut. Die klassische Optik hat mir damals schon sehr gefallen und in der Fotografie lässt sich der Stil ebenfalls sehr gut und zeitlos kombinieren. Ich finde auch historische Fotografien einfach sehr ansprechend und versuche, Elemente davon in meinen Arbeiten einzubauen, z. B. die malerischen Hintergründe von alten Studiofotos.

Erzähl uns was zu deinem “Garbage Project”? Wie kam es zu der Idee?

Das Garbage Project ist eine künstlerische Zusammenarbeit mit der Musikerin Alice Francis. Es geht um ein Kunstprojekt, das auf das stetig anwachsende Müllproblem hinweisen soll. Wir haben dazu weibliche Ikonen von der Antike bis zur Neuzeit in den Kostümen und Posen, in denen sie jeder kennt, fotografisch dargestellt. Das Besondere daran ist, dass die Kostüme aus Müll gemacht sind. Dies beinhaltet sowohl Müll, der in der Natur gefunden wurde, als auch Müll, der sich über einen kurzen Zeitraum im Haushalt ansammelt. Alle Kostüme wurden von Alice Francis erstellt, und sie modelt ebenfalls alle Motive. Für die fotografische Umsetzung sowie für die Bearbeitung bin ich zuständig. Der Plan ist, mit den Motiven einen Kalender zu erstellen, sowie die Bilder in einer Ausstellung zu zeigen. Ein Teil des Erlöses soll dann an eine Umweltorganisation gespendet werden. Die Idee zum Projekt kam von Alice Francis. Sie hatte mit ihrer Band schon vorher einen Videodreh, bei dem sie die Kostüme aus gesammeltem Müll hergestellt hat. Sie hat dann weitere Kostüme aus Müll im Stil von Josephine Baker, Marilyn Monroe und Audrey Hepburn angefertigt und mich gefragt, ob ich Interesse hätte, die Motive zu shooten. Wir hatten uns schon vorher bei einem Magazin-Shooting kennengelernt und ich habe sofort zugesagt, da ich das Thema auch sehr wichtig finde. Als wir die 3 Motive dann fotografiert hatten, haben uns die Ergebnisse so gut gefallen, dass wir dachten, wir machen vielleicht noch zwei weitere dazu. Irgendwann kam mir dann die Idee, dass wir einen Kalender damit machen sollten, um einen Teil des Erlöses an eine Umweltorganisation zu spenden. Die Idee fanden wir beide gut und aus den anfangs 3-5 Motiven wurden dann 13, um den Kalender zu füllen.

Werden die Fotos des Projekts ausgestellt?

Ich hoffe doch, ja. Wir sind gerade dabei, das alles zu planen und nach möglichen Ausstellungs-Orten und Sponsor-Partnern zu suchen. In Stuttgart und Umgebung hatte ich in den letzten Jahren schon mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen mit anderen Projekten. Da das Garbage Project für uns ein Herzensprojekt ist, und das Thema sehr aktuell und wichtig ist, wäre es aber toll, die Bilder in mehreren Städten zeigen zu können.

Was steht bei dir als nächstes an? Hast du schon Ideen für neue Projekte?

Das nächste, größere Projekt wird wohl ein Shooting für das Printmagazin Vintage Flaneur werden. Wir sind gerade in der Planungsphase. Das Shooting wird voraussichtlich Ende September stattfinden und hat ein ganz interessantes Thema, nämlich Retro Futurismus. Für das Magazin hab ich schon einige Modestrecken geshootet, und ich freu mich immer sehr, wenn ich die fertigen Bilder dann auch in gedruckter Form in der Hand halten kann.

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