VIRTUELLE FOTOSHOOTINGS MIT NADIA MELI
Mittwoch, 06. Mai 2020
Wenn du alleine lebst und niemanden um dich hast den du fotografieren kannst, oder schlicht und einfach etwas anderes ausprobieren willst, dann versuche es doch mal mit virtuellen Fotoshootings! Als Fotografen können wir momentan unserer Arbeit nicht nachgehen - virtuelle Shootings können eine kreative Art und Weise sein, um dennoch weiterhin Menschen zu fotografieren. Porträt-Fotografin und Nikon Ambassador, Nadia Meli zeigt uns, wie sie diese Zeit kreativ nutzt und virtuelle Porträts schießt.
Das Objektiv, das ich für diese virtuellen Shootings nutze, ist das NIKKOR Z 24-70 mm 1:4 S. Normalerweise nutze ich fast ausschließlich Festbrennweiten, aber für dieses Projekt ist dieses Objektiv perfekt: die Herausforderung einen eindimensionalen Bildschirm zu fotografieren, auf dem je nach Blickwinkel Streifen oder Reflektionen stören können, meistert das Objektiv mit seinem schnellen Zoom und Autofokus, sowie seiner Schärfe und Klarheit hervorragend
Entscheide dich für ein Endgerät dessen Bildschirm du fotografieren möchtest - der Laptop oder dein Telefon? Ich habe mich für den Laptop entschieden und ich nutze mit meinen Models am anderen Ende jede App die sowohl auf dem Telefon als auch auf dem Laptop funktioniert. Das kann Skype, Google Hangouts oder Zoom sein.
Wenn du einen Bildschirm fotografierst stellst du schnell fest, dass du Streifen und Reflektionen auf den Bildern sehen kannst. Um dem entgegenzuwirken fotografiere mit einer langsamen Belichtungszeit von ca. 1/13 oder 1/15 und einer Blende von f10 oder kleiner - das hängt von deinem Umgebungslicht ab. Den ISO Wert variiere ichzwischen 100 und 160. Mit diesen Einstellungen solltest du streifenfreie Bilder hinbekommen.
Fotografiere die Bilder in einem Raum ohne Sonnenschein um Reflektionen von Fenstern, Spiegeln oder Bilderrahmen an der Wand auf deinem Bildschirm zu vermeiden. Such dir eine etwas dunklere Ecke in deinem Raum aus.
Normalerweise nutze ich für meine Arbeit keine Stative. Bei den virtuellen Shootings hilft es allerdings sehr. Wie gesagt, das Fokussieren auf einem Bildschirm ist schwieriger und die Bilder sehen generell weicher aus als bei einem normalen Shooting. So eine kleine Stütze ist da von Vorteil. Es sei denn, du möchtest mit Absicht Bewegungsunschärfe erzeugen! Wenn du kein Stativ hast, dann nutze einfach eine erhöhte Unterlage. Es hilft auch, den Bildstabilisator an deinem Objektiv oder der Kamera zu aktivieren, falls du kein Stativ besitzt.
Da sich dein Model am anderen Ende selbst ‘dirigieren’ muss, ist es leichter wenn die Person sieht, was du siehst: daher bitte ich sie immer ihren Bildschirm so einzustellen, dass sie sich selbst groß sehen kann und nicht mich. Das macht das Fotografieren etwas einfacher. Wenn du Anweisungen gibst, kann die Person das Ergebnis gleich selbst auf dem Bildschirm sehen.
Ein kleiner aber feiner Tipp: Das Model sollte keine weiße Kleidung tragen. Die Kameras der Laptops oder Telefone können mit den Lichtern nicht so gut umgehen, besonders bei Nutzung einer Video App und vor allem bei Nahaufnahmen. Um reflektionsfreie Bilder zu erhalten vergewissere dich außerdem, dass dein Objektiv sauber ist.
Das bisher genannte war alles Vorbereitung: Jetzt geht es ans Fotografieren und du kannst kreativ werden! Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Du kannst dein Model z.B. in der Nähe eines Fensters fotografieren. Für weiches gleichmäßiges Licht oder künstliches Licht benutze verschiedene Räume im Haus des Models sowie verschiedene Hintergründe und Elemente um interessante Kontraste zu erzeugen. Es gibt hier eigentlich fast keine Limits im Vergleich zu einem normalen Shooting.
Bildbearbeitung: Dies kannst du selbstverständlich machen wie du möchtest. Ich beschneide das Bild so, dass man den Bildschirmrand nicht sehen kann. Das kleine „Bild im Bild“, in dem ich zu sehen bin, lasse ich aber bewusst drin. Dieses Projekt ist für mich persönlich nicht nur ein Kunstprojekt, sondern auch eine Dokumentation dieser ungewöhnlichen Zeit: Ich wollte die Verbindung zeigen, die wir alle momentan haben - eine digitale Verbindung. Und normalerweise würde man den Fotografen im Bild nicht sehen. Durch diesen gestalterischen Kniff visualisiere ich, wie sich unser Zusammenleben in der Corona-Zeit nachhaltig verändert hat.