Die Still-Life-Fotografie hat viele Facetten: von klassischen Makro-Motiven wie Pflanzen und Blumen über die Food-Fotografie, Produktaufnahmen für Kunden oder private eBay-Auktionen bis hin zu ganz alltäglichen Gegenständen. Der besondere Reiz liegt in der Inszenierung dieser Objekte. Ob schlicht oder knallbunt – in der Still-Life-Fotografie ist alles erlaubt. Wir haben einige Tipps und Ideen für euch zusammengestellt und erklären, wie ihr mit einfachen Mitteln zu schönen Ergebnissen kommt.

Überlegt euch ein Konzept

In der Still-Life-Fotografie gehört ein gutes Konzept zu den wichtigsten Grundvoraussetzungen für eindrucksvolle Bilder. Während euch in der Landschaftsfotografie die Natur eine beeindruckende Kulisse bietet und eine Porträt-Aufnahme durch den Blickkontakt des Models mit Leben gefüllt wird, habt ihr es in der Still-Life-Fotografie mit leblosen Gegenständen zu tun, die ihr selbst inszenieren müsst. 

Euer Konzept beginnt mit dem Gegenstand, den ihr fotografieren möchtet. Falls ihr euch zum ersten Mal mit der Produktfotografie beschäftigt, empfehlen wir euch, mit etwas Einfachem anzufangen. Schaut euch in eurer Wohnung um und sucht nach einem alltäglichen Gegenstand. Nehmen wir zum Beispiel an, ihr möchtet eine ganz gewöhnliche Gabel fotografieren. Dann überlegt ihr euch im nächsten Schritt, wie diese Gabel präsentiert werden soll. Vielleicht nur im Anschnitt oder gefällt es euch besser, wenn die Gabel im Ganzen zu sehen ist? Möchtet ihr sie schräg von vorne oder vielleicht aus der Vogelperspektive ablichten? Plant ihr mit einem deutlich sichtbaren Schattenwurf, möchtet ihr Farbe ins Bild bringen oder gar weitere Accessoires einbauen?

Ein schlichter Hintergrund lenkt die Aufmerksamkeit zum Beispiel stärker auf das Hauptmotiv, während Farbkonzepte und zusätzliche Accessoires ein sehr stimmungsvolles Bild erzeugen können. Grundsätzlich empfehlen wir euch, Schritt für Schritt vorzugehen. Auch das Licht spielt in der Still-Life-Fotografie eine entscheidende Rolle. Ihr könnt zum Beispiel mit Tageslicht arbeiten, wenn ihr die Gabel auf einem Tisch in der Nähe des Fensters platziert. Oder ihr möchtet unabhängig vom Tageslicht agieren und stellt euch einen kleinen Aufnahmeplatz zusammen, der nur mit Kunstlicht beleuchtet wird. Auf diese Weise habt ihr das Licht komplett selbst unter Kontrolle.

Da es manchmal nicht so leicht fällt, leblose Gegenstände spannend zu inszenieren, empfehlen wir, euch im Vorfeld von anderen Fotografen inspirieren zu lassen. Wie gehen erfahrene Fotografen an solche Themen heran? Gibt es Ideen, die ihr aufgreifen und vielleicht für euch weiter ausbauen möchtet? Auch bei der Beschaffung von Accessoires ist es hilfreich, wenn ihr täglich die Augen offenhaltet. Merkt euch interessante Deko-Elemente oder Materialien für Unter- und Hintergründe. Vor allem Flohmärkte sind hier eine ideale Anlaufstelle. Bei Accessoires macht es Sinn, Dinge zu wählen, die thematisch zu eurem Hauptmotiv passen. Einfaches Beispiel: Bei Food-Aufnahmen könnt ihr die Zutaten, die zu einem Gericht gehören, zusätzlich einzeln neben den Teller legen.

Sinnvolles Equipment

Grundsätzlich könnt ihr mit jeder Kamera ein Still-Life-Bild aufnehmen. Solltet ihr mit einer Nikon-Spiegelreflexkamera oder einer unserer spiegellosen Z-Kameras arbeiten, empfehlen wir dazu ein Makro-Objektiv wie das AF-S VR Micro-NIKKOR 105 mm 1:2,8G IF-ED. Makro-Objektive haben den Vorteil, dass sie kleine Gegenstände meist in Originalgröße 1:1 darstellen können. Im Z-System habt ihr die Möglichkeit, unsere AF-S-Makro-Objektive für DSLRs problemlos über den FTZ-Objektivadapter an den Z-Kameras zu verwenden. Bei großen Gegenständen könnt ihr auch ein normales Objektiv verwenden. Solltet ihr euch intensiver mit der Still-Life-Fotografie beschäftigen, sind auch unsere speziellen Tilt- und Shift-Objektive mit etwas längerer Brennweite ein guter Tipp. Das PC-E Micro-NIKKOR 45 mm 1:2,8D ED und das PC-E Micro-NIKKOR 85 mm 1:2,8D sind beide als Makro-Objektiv für einen Abbildungsmaßstab bis 1:2 konstruiert und haben den Vorteil, dass ihr durch die Tilt-Funktion, also durch ein Schwenken der Linsenkonstruktion zum Sensor, eine größere Schärfentiefe erreicht, ohne dass ihr dafür die Blende eures Objektivs schließen müsst.

Des Weiteren empfehlen wir für Still-Life-Aufnahmen den Einsatz eines Stativs. Solltet ihr eure Gegenstände aus der Vogelperspektive aufnehmen wollen, ist es hilfreich, wenn euer Stativ über eine um 90 Grad zur Seite schwenkbare Mittelsäule verfügt. Wahlweise bieten einige Hersteller zusätzliche Auslegearme an, die ihr an jedes herkömmliche Stativ montieren könnt.

Beim Licht-Set-up gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die gute Nachricht: Ihr braucht für einfache Produkt- und Food-Aufnahmen kein Studio und keinen großen Aufnahmeplatz. Manchmal reicht es, einen Tisch ans Fenster zu stellen und den entstehenden Schatten durch einen gegenüber platzierten Reflektor aufzuhellen. Das kann zum Beispiel eine günstige Styroporplatte aus dem Baumarkt sein. Möchtet ihr mit Kunstlicht arbeiten, funktionieren auch LED-Dauerlichter und einfache Aufsteckblitze, die entfesselt per Funk gesteuert werden. Dauerlichter haben den Vorteil, dass ihr den Schattenwurf sofort kontrollieren könnt. Für Aufsteckblitze gibt es preiswerte Halterungen, um die Blitze mit Lichtformern wie Softboxen oder Waben zu kombinieren.

Aufnahme-Tipps

Fotografiert am besten im manuellen Belichtungsmodus „M“. Auf diese Weise habt ihr alle wichtigen Belichtungseinstellungen wie die Blende, die Verschlusszeit und die ISO-Empfindlichkeit selbst unter Kontrolle. Darüber hinaus ist es sinnvoll, im RAW-Format zu arbeiten, um später ausreichend Spielraum in der Nachbearbeitung zur Verfügung zu haben. Die Wahl der Blende hängt von der Wirkung ab, die ihr bei der Aufnahme erzielen möchtet. Soll der Fokus auf eine bestimmte Stelle im Bild gelenkt werden, öffnet ihr die Blende, um die Schärfentiefe zu verringern und das Objekt mit einem unscharfen Hinter- und Vordergrund zu inszenieren. Sollen auch die Accessoires in der näheren Umgebung scharf abgebildet werden, empfiehlt es sich dagegen, die Blende eher zu schließen. Den Weißabgleich setzt ihr am besten manuell. Natürlich könnt ihr den Weißabgleich auch hinterher in der Nachbearbeitung korrigieren. Dennoch empfehlen wir euch, solche Parameter gleich bei der Aufnahme richtig einzustellen, um euer Bild optimal beurteilen zu können. Das führt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt: Nehmt euch Zeit für das Shooting! Am besten einen ganzen Tag. So habt ihr die Möglichkeit, ohne Zeitdruck euer Motiv und euer Setting einzurichten, verschiedene Perspektiven auszuprobieren und mit weiteren Accessoires zu arbeiten.

Bevor ihr das Stativ aufbaut, macht es Sinn, erst einmal die Kamera in die Hand zu nehmen und ein paar Testbilder aus allen möglichen Perspektiven aufzunehmen. So bekommt ihr eine Idee, welche Winkel gut funktionieren. Erst danach greift ihr zum Stativ. An der Stelle noch ein kurzer Nachtrag zu Aufnahmen aus der Vogelperspektive. Falls sich die Mittelsäule eures Stativs nicht schwenken lässt, oder ihr keinen zusätzlichen Auslegearm anschaffen möchtet, dann könnt ihr das Stativ auch entweder direkt neben dem Motiv platzieren und die Kamera nach unten ausrichten, oder das Stativ ganz über das Objekt stellen, die Mittelsäule um 180 Grad in Retrostellung drehen und die Kamera auf diese Weise nach unten ausrichten. In beiden Fällen solltet ihr aufpassen, dass ihr euch durch die Stativbeine keine störenden Schatten auf das Motiv werft.

Was das Licht-Set-up betrifft, geht ihr am besten schrittweise vor. Richtet zuerst eure Hauptlichtquelle ein und seht euch an, wie der Schatten fällt. Anschließend könnt ihr einen Reflektor oder eine weitere Lichtquelle zur Hilfe nehmen. Große Lichtquellen, die sich nah am Motiv befinden, führen zu einem weichen Licht und damit zu eher schwach ausgeprägten Schatten. Kleine und gerichtete Lichtquellen erzeugen ein hartes Licht. Sie erzeugen stark ausgeprägte Schatten und harte Kontraste. Idealerweise nehmt ihr nach jedem neuen Beleuchtungsschritt ein Testbild auf und kontrolliert es an einem großen PC-, Mac- oder Notebook-Bildschirm. Das gibt euch mehr Kontrolle über das Bild und fördert Details zutage, die am vergleichsweise kleineren Kameramonitor nicht zu sehen gewesen wären. Das gilt zum Beispiel für störende Elemente wie Staub, Haare oder anderen Schmutz. Nehmt euch die Zeit, solche Störelemente gleich bei der Aufnahme zu entfernen. Das spart euch den Aufwand in der Nachbearbeitung.

Die Still-Life-Fotografie bietet unglaublich viele Möglichkeiten und ist eine Spielwiese für alle Kreativen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Inszenieren!

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