BRENNWEITE, BLENDE & CO.: SO FINDET IHR DAS IDEALE OBJEKTIV

Freitag, 03. Juli 2020

Ihr habt euch für eine Nikon-Kamera entschieden und möchtet eure Ausrüstung durch weitere NIKKOR-Objektive ergänzen? Dann haben wir hier einige hilfreiche Erläuterungen und Tipps für euch, die vor allem Systemkamera-Einsteigern die Entscheidung erleichtern.

Wichtige Begrifflichkeiten im Überblick

AF-S, Z und ein nützlicher Adapter

Unsere Spiegelreflexkameras (DSLRs) haben am Objektivanschluss, also dem Bajonett, einen anderen Durchmesser als unsere spiegellosen Z-Modelle. Aus diesem Grund passen die DSLR-Objektive nicht ohne Weiteres an die Z-Kameras und umgekehrt. Das Kürzel „AF-S“, wie beim AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,4G, zeigt euch, dass es sich hier um ein Spiegelreflex-Objektiv handelt. Objektive für unser Z-System sind mit dem Buchstaben „Z“, wie beim NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S gekennzeichnet. Solltet ihr bisher mit unseren Spiegelreflexkameras gearbeitet haben und auf das Z-System umsteigen oder beides parallel einsetzen wollen, so gibt es die Möglichkeit, eure „AF-S“-Objektive weiterhin an einer Z-Kamera zu verwenden, wenn ihr dafür unseren FTZ-Objektivadapter dazwischen setzt. Umgekehrt lassen sich Z-Objektive aber nicht an unseren Spiegelreflexkameras verwenden.

FX und DX

Bei FX-Objektiven handelt es sich um solche, die für den Einsatz an einer Kamera mit einem Vollformatsensor konstruiert sind. Das Kürzel DX weist dagegen auf ein Objektiv hin, das in erster Linie für den kleineren Bildkreis eines APS-C-Sensors gedacht ist. 

FTZ-Adapter: Die nahtlose Verbindung zwischen Nikon-Z-Kamera und Objektiven mit F-Bajonettanschluss.

Da die meisten Objektive für unsere DSLRs und spiegellosen Z-Kameras auf das Vollformat zugeschnitten sind, lassen wir die FX-Kennzeichnung der Einfachheit halber weg und heben stattdessen die geringere Anzahl der APS-C-Objektive mit dem DX-Kürzel hervor. Heißt für euch: Steht kein DX im Produktnamen, handelt es sich um ein Vollformat-Objektiv.

Lichtstärke und Blende

Die Lichtstärke ist unter Fotografen ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Sie wird direkt in der Objektivbezeichnung angegeben und gibt euch Aufschluss darüber, wie weit sich die Blende maximal öffnen lässt. Beim AF-S NIKKOR 85 mm 1:1,4G wird die Lichtstärke zum Beispiel mit 1:1,4 aufgeführt. Das entspricht einer großen Blendenöffnung f/1,4. Bei Zoom-Objektiven wie dem NIKKOR Z 24–200 mm 1:4–6,3 VR, sind in der Produktbezeichnung häufig zwei Werte für die Lichtstärke zu finden. In dem Fall 1:4-6,3. Was bedeutet das? Die Lichtstärke bezieht sich hier auf die gesamte Zoomspanne des Objektivs und informiert euch darüber, dass sich die Blende bei kürzester Brennweite, also bei 24 mm, bis auf f/4 öffnen lässt und bei längster Brennweite, also bei 200 mm, bis auf f/6,3. Grundsätzlich gilt: Je weiter die Blende geöffnet werden kann, desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Das hat gleich mehrere Vorteile: Da mit einer großen Blendenöffnung eine höhere Lichtausbeute erreicht wird, könnt ihr mit kürzeren Belichtungszeiten arbeiten. Das ist vor allem bei Aufnahmen aus der freien Hand bei schwachem Umgebungslicht sehr hilfreich. Darüber hinaus fällt die Schärfentiefe bei einer großen Blendenöffnung geringer aus als bei einer geschlossenen Blende. Dadurch lassen sich Motive mit sehr lichtstarken Objektiven leichter vor einem unscharfen Hintergrund absetzen. Doch auch weniger lichtstarke Objektive haben ihre Vorteile: Sie können deutlich leichter und kompakter konstruiert werden und sorgen dadurch für mehr Platz in der Fototasche und weniger Gewicht auf den Schultern.

Bildstabilisator

Objektive, die einen Bildstabilisator besitzen, sind bei uns mit dem Kürzel VR für „Vibration Reduction“ gekennzeichnet. Bildstabilisatoren geben euch die Möglichkeit, mit längeren Verschlusszeiten ohne störende Verwacklungen aus der Hand zu fotografieren. Dabei wird üblicherweise angegeben, wie viele Lichtwertstufen durch die VR ausgeglichen werden können. Was das in der Praxis bedeutet, lässt sich folgendermaßen ausrechnen: Wenn ihr eure verwendete Brennweite durch eins teilt, dann erhaltet ihr die Verschlusszeit, die ihr gerade noch ohne Stabilisierung aus der Hand halten könnt. Bei 200 mm ist das also eine 1/200 Sekunde. Eine Lichtwertstufe entspricht nun einer vollen Blendenstufe bzw. einer Verdopplung der Belichtungszeit. Wenn wir uns an das zuvor genannte Beispiel halten, entspricht somit die Verlängerung der Belichtung von einer 1/200 auf eine 1/100 Sekunde einer Lichtwertstufe. Habt ihr zum Beispiel einen Bildstabilisator, der vier Lichtwertstufen ausgleicht, könnt ihr bei einer Brennweite von 200 mm noch eine 1/13 Sekunde aus der Hand halten.

ED-Glas

Wenn ihr das Kürzel „ED“ im Produktnamen entdeckt, dann kommen bei diesem Objektiv spezielle ED-Gläser mit besonders niedriger Dispersion zum Einsatz. Vereinfacht ausgedrückt sorgen ED-Gläser dafür, dass das Licht weniger stark gebrochen wird. Dadurch entstehen weniger Farbsäume und das Bild wirkt insgesamt kontrastreicher.

Mit VR

Ohne VR

Fluorvergütung

Objektive mit einer Fluorvergütung eignen sich vor allem dann, wenn ihr eine robuste und wetterfeste Ausrüstung im Sinn habt. Die Fluorvergütung ist staub-, wassertropfen-, fett- und schmutzabweisend und ermöglicht damit eine leichtere Reinigung der Linsen.

Brennweiten für jeden Einsatzzweck

Ein weiterer, wichtiger Aspekt vor dem Objektiv-Kauf ist die Wahl der passenden Brennweite. Wir geben euch einen kurzen Überblick, welche Brennweite für welchen Einsatzzweck geeignet ist.

Weitwinkel und Ultraweitwinkel

Weitwinkel und Ultraweitwinkel zeichnen sich, wie der Name schon sagt, durch einen sehr weiten Aufnahmewinkel aus. Dadurch sind Objektive dieser Klasse hervorragend für Landschafts- und Architekturfotografen geeignet. Wenn ihr mit einer Nikon-Spiegelreflexkamera mit einem APS-C-Sensor arbeitet und für den Einstieg nach einem preislich attraktiven Weitwinkel sucht, dann ist das AF-P DX NIKKOR 10-20 mm 1:4,5-5,6 G VR mit eingebautem Bildstabilisator und einem AF-Schrittmotor eine sehr gute Wahl. Erfahrene Fotografen mit einer Vollformat-DSLR kommen mit dem erstklassigen und sehr lichtstarken AF-S NIKKOR 24 mm 1:1,4G ED sowie dem Weitwinkelzoom AF-S NIKKOR 14-24 mm 1:2,8G ED auf ihre Kosten. Für das Z-System haben wir das extrem weitwinklige und zugleich lichtstarke NIKKOR Z 20 mm 1:1,8 S vorgestellt.

Reportage und Streetlife

Für Reportage- und Streetlife-Aufnahmen seid ihr mit einem Standard-Brennweitenbereich von 24-70 mm (äquivalent zum Kleinbildformat) bestens gerüstet. Für Vollformat-DSLRs ist hier zum Beispiel das AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8G ED sehr empfehlenswert. Auch das spiegellose Z-System hält mit dem NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S ein passendes Pendant bereit. Bei APS-C-Kameras, egal ob es sich um eine DSLR oder um ein spiegelloses Z-Modell handelt, kommt ein Verlängerungsfaktor um das 1,5-Fache zum Tragen. Das bedeutet, dass zum Beispiel das durchgängig lichtstarke DSLR-Objektiv AF-S DX Zoom-NIKKOR 17-55 mm 1:2,8G IF-ED der Brennweite eines 25,5-82,5-mm-Zooms an einer Kleinbildkamera entspricht. Für unsere Z-APS-C-Kameras gibt es das sehr kompakte, leichte und stabilisierte NIKKOR Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR.

Urlaub und Sport

Möchtet ihr im Urlaub oder auf Sportveranstaltungen große Entfernungen überbrücken, dann sind Tele-Objektive das Werkzeug eurer Wahl. Im preislich attraktiven APS-C-Einstiegsbereich kommt ihr mit dem DSLR-Objektiv AF-P DX NIKKOR 70-300 mm 1:4,5-6,3 G ED VR durch den Verlängerungsfaktor auf eine enorme Brennweitenspanne von 105-450 mm (äquivalent zum Kleinbildformat). Im Z-System haben wir für APS-C-Modelle das stabilisierte NIKKOR Z DX 50–250 mm 1:4,5–6,3 VR mit einer Brennweite von auf Kleinbild umgerechneten 75-375 mm im Angebot. Vollformat-Fotografen greifen in der Tele-Klasse bevorzugt zu lichtstarken und flexibel einsetzbaren 70-200-mm-Zooms. Für unsere Spiegelreflexkameras haben wir hier das AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR im Portfolio. Für Z-Kameras möchten wir euch das NIKKOR Z 70–200 mm 1:2,8 VR S ans Herz legen. Das besitzt sogar ein OLED-Display, um die Arbeit vom Stativ zu erleichtern.

Hohe Lichtstärke für besondere Motive

Lichtstarke Objektive, also solche mit einer großen Blendenöffnung, spielen sowohl bei schwachem Licht als auch im kreativen Bereich mit einer geringen Schärfentiefe ihre Stärken aus. Erfahrene Fotografen setzen hier sehr gerne auf Festbrennweiten mit einer Blendenöffnung f/1,8 oder sogar f/1,4. Der Unterschied mag für Einsteiger auf den ersten Blick nicht allzu groß erscheinen, er macht sich aber vor allem in der Größe und beim Gewicht eines Objektivs bemerkbar. Für ein Objektiv mit einer Blende f/1,4 sind meist größere Linsendurchmesser nötig. Heißt im konkreten Beispiel: Während das AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,8G ED mit Abmessungen von 72 x 71,5 mm und einem Gewicht von 305 Gramm recht kompakt und leicht ausfällt, kommt das AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,4G bei gleicher Brennweite, aber höherer Lichtstärke mit 83 x 89,5 mm und 600 Gramm merklich größer und schwerer daher. Hier müsst ihr für euch entscheiden, was euch wichtiger ist: die höhere Lichtstärke mit den genannten Vorteilen oder ein kompakteres, leichteres und dennoch erfreulich lichtstarkes Objektiv mit Blende f/1,8. Preisbewussten Hobbyfotografen empfehlen wir im DSLR-Segment unseren Einstiegsklassiker AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,8G. Erfahrene Fotografen kommen für ihre DSLR mit dem zuvor beschriebenen AF-S NIKKOR 35 mm 1:1,4G für Reportagen und mit dem AF-S NIKKOR 85 mm 1:1,4G für Porträts auf ihre Kosten. Im Z-System haben wir mit dem NIKKOR Z 35 mm 1:1,8 S und dem NIKKOR Z 85 mm 1:1,8 S zwei kompakte und zugleich lichtstarke Empfehlungen für euch.

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