OBJEKTIV-KURS: SO FUNKTIONIERT DIE FOKUSSIERUNG

Montag, 05. Oktober 2020

Es gibt zwei Möglichkeiten, euer Hauptmotiv scharfzustellen: automatisch oder manuell. Wir erklären wichtige Begrifflichkeiten und zeigen, wie ihr die Schärfe optimal setzt.

Die Naheinstellgrenze

Bevor wir auf die einzelnen Fokussier-Methoden eingehen, sollten wir uns mit der „Naheinstellgrenze“ beschäftigen, da sie für beide Herangehensweisen eine wichtige Rolle spielt. Die Naheinstellgrenze gibt den Abstand vor, den ihr beim Fokussieren einhalten müsst, um überhaupt scharfstellen zu können. Nehmen wir als Beispiel das NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S. Dessen Naheinstellgrenze beträgt 40 Zentimeter. Ihr benötigt in dem Fall also einen Abstand von 40 Zentimetern zu eurem Motiv, um mit diesem Objektiv an einer Z-Kamera scharfstellen zu können. Doch ab welchem Punkt wird der Abstand eigentlich gemessen?

Stellt den Fokusmodusschalter des Objektivs (falls vorhanden) und den Fokusschalter der Kamera entweder auf A/AF (Autofokus) oder M (Manuelle Fokussierung).

Die Naheinstellgrenze wird grundsätzlich ab der Sensorebene angegeben. Dabei ist die Sensorebene bei jeder Systemkamera oben auf dem Gehäuse durch eine Markierung gekennzeichnet. Üblicherweise durch einen Kreis mit einem hindurchlaufenden Strich. Ab dieser Markierung könnt ihr, wenn wir beim NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S bleiben, die besagten 40 Zentimeter messen. Solltet ihr das Motiv weder mit dem Autofokus noch manuell scharfstellen können, habt ihr die Naheinstellgrenze sehr wahrscheinlich unterschritten. Dann solltet ihr ein Stück zurückgehen, bis die 40 Zentimeter wieder eingehalten werden. Wichtig an dieser Stelle: Die Naheinstellgrenze unterscheidet sich je nach Objektiv und wird grundsätzlich immer in den technischen Daten angegeben. Bei Zoomobjektiven kann sich die Naheinstellgrenze zwischen der kürzesten und der längsten Brennweite unterscheiden.

Der Autofokus und seine Funktionsweise

Autofokus-Objektive sind mit beweglichen Linsen beziehungsweise beweglichen Linsengruppen ausgestattet, die im Objektivgehäuse, je nach Abstand zum Motiv, entweder vor- oder zurückbewegt werden. Dabei gibt es verschiedene Herangehensweisen. Bei klassischen Objektivkonstruktionen fährt der vordere Gehäuseabschnitt während der Fokussierung leicht nach vorne und wieder zurück. Bei Objektiven mit Innenfokussierung (IF) oder Hintergruppen-Fokussierung (RF) wird diese Linsenverschiebung vollständig innerhalb des Gehäuses vorgenommen und ist damit von außen nicht zu sehen. Da hierbei nur eine vergleichsweise kleine Linsengruppe bewegt wird, ist die Innenfokussierung insgesamt schneller, leiser und stromsparender. Davon abgesehen lassen sich Objektive mit einer Innenfokussierung kompakter und leichter bauen. Auch die Naheinstellgrenze kann durch diese Technologie verkürzt werden, was euch wiederum ermöglicht, näher an Motive heranzugehen. Dass sich die Länge des Objektivs bei der Innenfokussierung nicht verändert, bringt vor allem auch in der Makrofotografie Vorteile mit sich. Zum einen werden scheue Insekten nicht so schnell verscheucht und zum anderen lauft ihr nicht Gefahr, bei sehr kurzen Abständen mit dem Objektiv während der Fokussierung vorne anzustoßen. Die Innenfokussierung kommt deshalb inzwischen in den meisten NIKKOR-Objektiven zum Einsatz.

Damit die für den Autofokus zuständige Linsengruppe bewegt werden kann, ist ein Antrieb nötig. In unseren AF-S-NIKKOR-Objektiven verwenden wir den SWM (Silent-Wave-Motor). Dabei handelt es sich um einen Ultraschallmotor, der „wandernde Wellen“ in Rotationsenergie umwandelt und so die Linsen in Bewegung bringt. Der SWM zeichnet sich durch ein schnelles, leises und äußerst präzises Scharfstellen aus. In unseren AF-P- und einigen Z-Objektiven kommt dagegen ein sogenannter Schrittmotor zum Einsatz. Sein Vorteil liegt in einer sehr gleichmäßigen Fokussierbewegung, was Schrittmotoren vor allem für Filmer interessant macht. Auf diese Weise sind sehr gleichmäßige und leise Fokusverlagerungen während der laufenden Videoaufnahme möglich. Darüber hinaus setzen wir in einigen NIKKOR-Z-Objektiven auf ein brandneues Multi-Focusing-System mit gleich zwei AF-Antriebseinheiten. Die bringen drei Vorteile mit sich: Objektive mit dem Multi-Focusing-System können schneller und präziser scharfstellen, zeigen nur minimale Abbildungsfehler bei Aufnahmen im Nahbereich und sie reduzieren bei Videoaufnahmen das sogenannte „Focus Breathing“. „Focus Breathing“ beschreibt die Problematik, dass sich während des Fokussiervorgangs auch der Bildwinkel verändert. Mit dem Multi-Focusing-System haben wir diesen Effekt deutlich verringern können.

Manuell scharfstellen

Der Autofokus ist eine enorme Erleichterung und die erste Wahl, wenn es um bewegliche Motive geht. Manchmal kann es aber durchaus Sinn machen, vom AF- in den MF-Modus, also in den manuellen Fokus, zu wechseln. Das ist zum Beispiel bei Makroaufnahmen der Fall. Makro-Objektive sind zwar häufig mit einem Autofokus ausgestattet, auf sehr kurzen Distanzen kann es aber hin und wieder länger dauern, bis die Fokussierung genau dort sitzt, wo sie sitzen soll. Aus dem Grund greifen viele Makro-Fotografen gerne auf den manuellen Fokus zurück. Auch hier werden die Linsen bzw. Linsengruppen im Objektiv bewegt, allerdings von Hand über den am Objektiv vorhandenen Fokusring. Beim Fokusring gibt es Unterschiede. Je länger der mögliche Einstellweg zwischen der Naheinstellentfernung und der Unendlich-Stellung ausfällt, desto präziser kann fokussiert werden. Deshalb haben Objektive wie das NIKKOR Z 58 mm 1:0,95 S Noct, das auf eine rein manuelle Fokussierung ausgelegt ist, einen sehr langen Einstellweg. Auch der Drehwiderstand macht einen Unterschied. Bei einem höheren Widerstand sind feinere Justierungen möglich als bei einer vergleichsweise leichtgängigen Bewegung. Auf alle Fälle empfehlen wir euch, im MF-Modus über das Live-Bild am Monitor scharfzustellen. Hier könnt ihr euch eine digitale Lupenvergrößerung und zusätzlich eine Kantenanhebung („Focus-Peaking“) einblenden lassen. Bei unseren spiegellosen Z-Kameras steht diese Möglichkeit auch im digitalen Sucher zur Verfügung.

Dreht zum manuellen Fokussieren den Fokussierring am Objektiv, bis das Hauptobjekt scharf erscheint.

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