INTUITIVE LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE MIT DER NIKON Z 6

Montag, 14. September 2020

Niko Brinkmann, 24, über seine Leidenschaft für raue Landschaften, die Frage, wie man 60.000 Follower bekommt und die Vorzüge des Nikon-Z-Systems mit Blick auf die intuitive Landschaftsfotografie.

Niko Brinkmann war mit der Nikon Z 6 unter anderem an der Nordsee unterwegs.

Hallo Niko, wie bist du zur Fotografie allgemein und zur Landschaftsfotografie im Besonderen gekommen?

Ich habe nach dem Abi in einer Werbeagentur gearbeitet und dort immer mal wieder fotografiert, allerdings eher urbane Motive. Ich habe meine Bilder auf Instagram gepostet und irgendwann bin ich dann zu einem Treffen mit anderen Instagrammern gegangen, die sich vorwiegend mit Landschaftsfotografie beschäftigt haben. So habe ich das Genre kennen- und liebengelernt. Inzwischen möchte ich es nicht mehr missen.

Im August zeigt sich der stark vergletscherte Großvenediger im Salzburger Land mit bunten Blumen im Vordergrund.

Was reizt dich an diesem Genre?

Neben bildgestalterischen Aspekten ist es die Tatsache, dass man der Natur so nahe kommt wie sonst nur selten. Früher bin ich beispielsweise überhaupt nicht gewandert, jetzt reizt mich diese Fortbewegungsart total, vor allem im Norden, wo Wetter und Landschaft rau und dramatisch sind.

Apropos dramatisch, diese Beschreibung trifft ja auf deine Art der Landschaftsfotografie insgesamt zu ...

Ja, so könnte man es auf den Punkt bringen: Ein dramatischer Look jenseits der Sonne-lacht-Postkartenmotive. Ich versuche immer, die Stimmung aus der RAW-Datei herauszuholen, die ich selber vor Ort empfunden habe, mit dem Ziel, möglichst imposante Aufnahmen zu schaffen, die zugleich aber eine natürliche Bildanmutung ausstrahlen. Ich freue mich, wenn ich die Natur spüre und wenn sich das in meinen Bildern niederschlägt. Das funktioniert am besten in raueren Gefilden – in Skandinavien oder im Hochgebirge beispielsweise.

Vor etwa einem Jahr bist du von einem anderen Kamerasystem zu Nikon gewechselt. Warum?

Wegen eben dieses besonderen Looks, den ich gerade beschrieben habe. Der Auslöser war ein Versuch. Ich hatte mir von einem Kollegen eine Nikon-Vollformatkamera ausgeliehen, um Vergleiche anzustellen, und dann festgestellt, dass ich in der Nachbearbeitung deutlich mehr aus den Dateien herausholen konnte als mit der Vollformatkamera, mit der ich bis dato gearbeitet hatte. Die Nikon-Sensoren liefern meiner Beobachtung nach einen besonders großen Dynamikumfang. Selbst wenn der Himmel im RAW-Bild weiß, also ohne Zeichnung, ist, kann ich in der RAW-Entwicklung problemlos noch die Wolken „herauskitzeln“.

Anfangs hast du mit der Nikon D850 gearbeitet, jetzt hast du die Z 6 im Einsatz. Warum bist du auf ein spiegelloses Modell umgestiegen?

Aus meiner Sicht erleichtern spiegellose Kameras den Aufnahmeprozess deutlich. Wenn man mit einer DSLR arbeitet, liefert ein Testfoto die beste Grundlage für die Belichtungsbeurteilung. Bei einer Spiegellosen sieht man hingegen schon während der Aufnahme, wie das spätere Bild aussehen wird. Ich nutze dazu Presets der Kamera, die ich feinjustiere und die meinem persönlichen Look, den ich später in Lightroom ausarbeite, nahe kommen – also beispielsweise leicht entsättigte, kontrastbetonte Settings. Aber es gibt noch einen wesentlichen Vorteil spiegelloser Kameras wie der Z 6: Wenn ich Menschen ins Bild integriere, dann funktioniert das dank des Gesichts-Autofokus besonders schnell und intuitiv.

Warum hast du dich für die Z 6 entschieden – und nicht für die Z 7?

Vor allem, weil die Z 6 wegen des größeren Pixelpitchs im High-ISO-Bereich noch etwas besser ist – und für meine Anwendungen 23 Megapixel völlig ausreichen.

Ist das bei der Landschaftsfotografie nicht ohnehin unkritisch, weil man ja vom Stativ aus fotografiert?

Theoretisch schon, allerdings fotografiere ich inzwischen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen immer öfter aus der Hand. Dank des Bildstabilisators der Z 6 funktioniert das bis hinunter zu 1/5 Sekunde. Sollte dennoch Verwacklungsgefahr bestehen, erhöhe ich die Empfindlichkeit – bis ISO 3.600 oder sogar bis ISO 4.000.

Mit welchen Objektiven arbeitest du?

Aktuell meist mit dem NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S. Das ist ein echtes „Immer drauf“-Objektiv mit fantastischer Abbildungsleistung, mit dem ich von weitwinkligen Landschaftspanoramen bis hin zum leicht freigestellten Porträt alle denkbaren Motivwelten abdecken kann. Für intensivere Freisteller-Effekte nutze ich das NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S. Sobald das NIKKOR Z 70-200 mm 1:2,8 S verfügbar ist, werde ich mir das aber ebenfalls zulegen – für besondere Teleaufnahmen.

Niko fotografiert meistens mit dem lichtstarken Zoomobjektiv NIKKOR Z 24–70 mm 1:2,8 S an seiner Nikon Z 6.

Niko Brinkmann war mit der Nikon Z 6 unterwegs im Salzburger Land

Du warst mit dem Z-System unter anderem an der Nordsee und im im Salzburger Land unterwegs. Wie war’s?

Super, insbesondere der Aufstieg zum über 3.600 Meter hohen Großvenediger im August dieses Jahres war eine echtes Highlight. Wir haben am ersten Tag 1.300 Höhenmeter absolviert – wobei auch das schöne Gletscherbild mit den Blumen im Vordergrund entstanden ist – und sind dann am zweiten Tag auf über 3.000 Meter geklettert. Wir sind um drei Uhr nachts von der Berghütte aufgebrochen, mit Stirnlampen und Steigeisen. Es war meine erste Gletscherwanderung und von daher schon super spannend. Aus Sicherheitsgründen waren wir aneinandergekettet – tatsächlich wäre ein Kollege sonst in eine Gletscherspalte gefallen. Natürlich bedeutet das Nervenkitzel, und es ist auch körperlich herausfordernd, aber die Aussicht, die man dann hat, ist einfach abgefahren. Man wird also definitiv belohnt für die Strapazen.

Wie gehst du bei deinen Reisevorbereitungen vor?

Zuweilen betreibe ich mein Locationscouting über Google Earth & Co. und andere Web-Recherchen, meiner Erfahrung nach ist der direkte Austausch mit Gleichgesinnten aber ergiebiger. Es gibt ein paar Standard-Locations, die die meisten Landschaftsfotografen ansteuern. Das ist auch grundsätzlich nicht verkehrt, nur sollte man sich, wenn möglich, immer die Zeit nehmen, nicht nur die bekannten Spots abzuklappern, sondern einfach auch mal selber drauf los zu wandern. Mit dieser Verfahrensweise habe ich die besten Erfahrungen gemacht – und die besten Bilder mit nach Hause gebracht.

Was würdest du ambitionierten Nachwuchsfotografen im Bereich Landscape raten?

Zunächst einmal den ganz simplen Rat, so viel zu fotografieren wie möglich. Am Anfang macht es zudem Sinn, sich Inspirationen bei anderen zu holen oder Trends auf Instagram zu beobachten – etwa das derzeit populäre Stilmittel, Menschen in die Landschaft zu integrieren, um die Größenverhältnisse oder den Outdoor-Lifestyle zu illustrieren oder um mit den Bildern Geschichten zu erzählen. Ab einem bestimmten Punkt ist es aus meiner Sicht aber wichtig, einen eigenen Look zu kreieren, einen eigenen Blickwinkel, ein eigenes Storytelling – und so sein eigenes Profil zu schärfen.

Du hast mittlerweile knapp 68.000 Instagram-Follower. Wie hast du das geschafft?

Sicherlich auch dadurch, dass ich eine wiedererkennbare Handschrift entwickelt habe. Dazu gehört neben dem Motivaufbau auch die Look-Entwicklung in der Postproduktion. Am Anfang habe ich pro Bild eine Stunde oder mehr dafür gebraucht, inzwischen schaffe ich das auch dank Presets im Zweifel in zehn Minuten. Insgesamt hat es übrigens knapp drei Jahre gedauert, bis ich die Marke von 60.000 Followern geknackt hatte. Auf diesem Niveau ist die Follower-Zahl dann eine Zeitlang stagniert, weil ich wenig gepostet habe. Wichtig ist aber, dass man regelmäßig neuen Content online stellt. Ich poste inzwischen wieder jeden Tag, ich sehe das als Job und stecke entsprechend viel Arbeit hinein.

Willst du die Fotografie mittelfristig hauptberuflich betreiben?

Ich habe ja bereits fast eineinhalb Jahre von der Fotografie gelebt, vor allem dank Social-Media-Storys, die ich für Tourismusverbände gemacht habe, die ihre Region bewerben wollen. Auf Dauer ist es mir allerdings zu anstrengend, Aufträgen hinterherzurennen, das nimmt einem ein bisschen die Freude am Fotografieren. Deshalb arbeite ich derzeit im Rettungsdienst – als Vorbereitung auf mein Medizinstudium. Eines ist allerdings sicher: Die Fotografie wird definitiv ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben.


Niko Brinkmann
ist ein in Essen ansässiger freiberuflicher Fotograf, der sich auf die Themen Landschaft, Outdoor und Abenteuer spezialisiert hat und schwerpunktmäßig für Tourismusverbände und Reiseveranstalter arbeitet. Aktuell arbeitet der 24-Jährige im Rettungsdienst und bereitet sich auf ein Medizinstudium vor.


„MIT DER NIKON Z 6 KANN ICH WESENTLICH MEHR DETAILS HERAUSKITZELN“

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