Die Reise- und Architekturfotografin Helin Bereket über Portugal als Reiseziel, den Reiz der Abstraktion und ihre kommunikative wie kreative Herangehensweise.

Hallo Helin, du hast dich fotografisch auf die Themen Architektur und Reise spezialisiert und bist schon viel rumgekommen – von Island über viele weitere europäische Länder, den Nahen Osten und Oman bis in die USA, nach China oder in die namibische Wüste. Im Juli warst du in Portugal. Wie bist du auf dieses Reiseziel gekommen?

Ursprünglich hatte ich einen Roadtrip durch Mexiko geplant, der ist dann wegen Corona leider ins Wasser gefallen. Es war wegen der Pandemie gar nicht so leicht, eine Alternative zu finden. Mit Portugal hat sich dann aber ein wirklich lohnendes Ziel aufgetan.

Was hat dir dort besonders gefallen?

Die spannende Mischung aus alter und neuer Architektur und die Vielfalt der Landschaft und des Klimas. Außerdem war die Kommunikation mit Menschen in Portugal sehr einfach. Das Land verbindet meiner Meinung nach die typische Atmosphäre eines südeuropäischen Landes mit einer mitteleuropäischen Mentalität.

Dieser Mix aus süd- und mitteleuropäischen Eigenschaften trifft in gewisser Weise auch auf dich selbst zu. Du bist in Istanbul aufgewachsen, lebst seit 2008 aber in Berlin. Wie kam es dazu?

Ich bin nach Berlin gezogen, um an der Kunstschule Weißensee meinen Master zu machen. Vorher hatte ich in Istanbul bereits Architektur studiert und auch als Architektin gearbeitet.

Diesen beruflichen Background sieht man deinen Bildern an. Viele deiner Fotografien haben eine hohen Abstraktionsgrad, eine besondere grafische und räumliche Qualität ...

Danke. Tatsächlich bin ich geradezu besessen von Geometrie, von der Abstraktion, die sich aus sich wiederholenden Mustern und Farben ergibt.

Z 7 | 1/400s | f/7.1 | ISO 100

Wie bist du auf deiner Reise vorgegangen. Hast du dich treiben lassen oder die Locations vorher gescoutet?

Ich habe die Orte vorab recherchiert, ich wollte in den acht Tagen, in denen ich vor Ort war, ja so viele unterschiedliche Dinge wie möglich einfangen. Ich habe bewusst nach architektonischen Highlights gesucht, wie dem Centro Multiusos in Lamego im Norden des Landes, dem Blauen Theater in Armada oder der fantastischen Champalimaud-Stiftung, die direkt am Tejo in Lissabon liegt. Darüber hinaus sind aber auch spontan Aufnahmen auf den Transitwegen entstanden – und natürlich auch an verschiedenen Stränden, unter anderem an der Algarve.

Welcher Ort hat dir am besten gefallen?

Lissabon ist natürlich toll, aber der für mich spannendste Spot war vielleicht Porto. Die Stadt am Fluss namens Douro verzaubert mit ihren wunderschönen alten Fassaden. Ich habe mit meiner Z 7 unendlich viele Fotos von diesen Fassaden gemacht, jedes Detail hat mich begeistert.

Z 7 | 1/500s | f/2.8 | ISO 400

Du bist auch dank Instagram bekannt geworden und hast heute 61,5k Follower. In welchem Zeitraum hat sich das entwickelt?

Ich habe meinen Account 2014 angelegt, anfangs aber nur ein paar Reisefotos von mir geteilt. Irgendwann stand ich in der „Suggested User List“ (einer Empfehlungsliste der Instagram-Redaktion, die inzwischen eingestellt wurde, Anm. d. Red.). Ab da ging alles ziemlich schnell: Innerhalb kurzer Zeit sind viele Abonnenten hinzugekommen.

Wenn man deinen Account betrachtet, fällt auf, dass da nur echte Top-Shots sind. Wie oft postest du?

Ich bin inzwischen ziemlich wählerisch geworden und setze eher auf Qualität statt auf Quantität. Trotzdem versuche ich, alle zwei bis drei Tage etwas hochzuladen. Öfter macht andererseits auch keinen Sinn. Die Leute fühlen sich sonst schnell belästigt. Außerdem siebt der Algorithmus bei einer höheren Frequenz stärker aus – man wird also nicht mehr, sondern weniger sichtbar.

Du bezeichnest dich als Fotografin und „Visual Content Creator“. Was steckt hinter dem Begriff?

Neben meinen freien Arbeiten produziere ich fotografische, grafische und filmische Inhalte für Unternehmen, die diese dann für verschiedenste kommunikative Zwecke nutzen können. Im Unterschied zum Influencer im engeren Sinne stehen dabei weniger einzelne Produkte im Fokus als vielmehr die Einbettung der Marke in bildliche Gesamtszenarien.

Bei einigen Bildern bist du Teil des Bildes. Wie setzt du das technisch um?

Zuweilen per Stativ, falls erforderlich, ist aber ein Assistent dabei.

Zur Aufnahmetechnik. Du arbeitest mit der Nikon Z 7. Seit wann – und vor allem: Warum?

Die Z 7 habe ich zum ersten Mal in Spanien im August letzten Jahres genutzt – und war sofort angetan. Was ich besonders schätze: Sie ist spürbar leichter und kompakter als Vollformat-DSLRs. Das Handling gefällt mir sehr gut, die Bildqualität ist super und die Autofokusqualität der Kamera ist exzellent. Auch für Videoaufnahmen eignet sie sich sehr gut.

Welche Objektive setzt du ein?

Ich arbeite meistens mit dem NIKKOR Z 24-70 mm 4 S, das ist ein Allrounder, der praktisch jede Aufnahmesituation meistert. Für Architekturaufnahmen nutze ich auch noch das NIKKOR Z 14-30 mm 1:4 S und für Detailaufnahmen das AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR.

Warum nutzt du ausschließlich Zoomobjektive?

Das liegt an der Art, wie ich arbeite. Trotz aller Vorplanung fotografiere ich sehr spontan, oft muss alles sehr schnell gehen, und das funktioniert mit Zoomobjektiven einfach besser. Auf Reisen, wie der nach Portugal, bin ich mit der Z 7 und diesen drei Objektiven für alle erdenklichen Situationen perfekt gewappnet.

Fotografierst du aus der Hand oder mit einem Stativ?

Auf Reisen meist aus der Hand. Dank des integrierten Bildstabilisators funktioniert das auch mit dem 70-200 mm ziemlich gut.

Abschließend: Hast du es je bereut, dass du deinen Job als Architektin an den Nagel gehängt hast?

Keine Sekunde. An der Architektur haben mich immer schon vor allem die ästhetischen Aspekte interessiert, auf die kann ich mich jetzt fotografisch voll konzentrieren. Ich bin so froh, dass ich meinem Traum gefolgt bin. Fotografie bedeutet für mich Freiheit, und Freiheit ist meine Priorität.

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