Eindrucksvolle Perspektiven, atemberaubende Landschaften und einzigartige Architekturfotos sind das Spezialgebiet von Max Leitner. Der gebürtiger Stuttgarter kam über schulische Umwege zu einem Studienplatz in den USA, genauer gesagt in Chicago. Dort studierte er dann Fotografie und Kunstgeschichte, was aufgrund der Architektur in dieser Stadt sehr nahe liegt. Zur Personenfotografie selbst hatte er nie so den Bezug, daher ist er bei Häusern geblieben. Zurück in Deutschland hatte er dann das Glück, in einige Tourismus-Kampagnen eingebunden zu werden – vermutlich, weil er schon viele Instagram-Follower hatte. Nebenher konnte er sich einen Kundenstamm im Bereich Architektur aufbauen. Da ist er nach mittlerweile vier Jahren Selbstständigkeit angekommen. Er sprach mit uns über seine letzten Exkursionen nach Spanien und welche NIKKOR-Objektive er für seine Nikon Z 7 und Nikon D850 bevorzugt.

Welche Architektur fotografierst du genau und wie können wir uns deinen Arbeitsalltag vorstellen?

Das Spektrum ist da sehr breit. Es geht von Industrie-Immobilien und Bildungsbauten für Generalunternehmer bis hin zu kleinen Architektur-Projekten für Einzelunternehmer. Nebenher läuft auch mein Channel mit den Reisegeschichten und freien Aufträgen, somit eine sehr gesunde Mischung für mich. Der Alltag selbst verteilt sich auf 90% Büroarbeiten und etwa 10% Fotografieren. Da ich meine Shootings mehr am Wochenende habe, ist für mich fast immer der Montag ein freier Tag. Ab Dienstag dann viele Telefonate, Mailverkehr oder Kundenakquise. Ab Donnerstag stehen mehr die Jobs selbst im Mittelpunkt. Es hängt auch damit zusammen, dass zum Wochenende die Städte etwas leerer sind und mir die Fotografie erleichtern.

Dein letzter Trip war vor Kurzem erst nach Spanien. Was hast du dort gemacht, was war der Plan?

Es war ein Exkurs zum Thema Architektur, hauptsächlich ins Baskenland. Das Weingut in Santiago Calatrava hatte ich schon sehr lange auf dem Schirm. Das wollte ich mit den Sandtürmen verbinden, die durchaus eine Ähnlichkeit mit vergleichsweise Utah oder Texas haben. Ebenso die Küste, welche mit ihren Ebenen an einen „Blätterteig“ erinnert, den es aus dem Meer drückt. Ein Versuch, die Naturfotografie mit der Architektur zu verbinden. Obwohl ich eigentlich ein großer Freund von Wolken und Himmelsstimmungen bin, hatten wir leider überwiegend furchtbares Wetter – flaches, fades Licht. Wenn du dann an einen Zeitplan gebunden bist, kommt schnell Stress auf, etwas Brauchbares da herauszuholen. Doch zum Glück gab es auch solche Momente, in denen die Sonne herauskam und sich dein Bild modelliert. Licht ist einfach unglaublich wichtig für deine Fotos, komplett blauer Himmel ist ebenso langweilig wie ein vollständig bewölkter Himmel. Da den passenden Augenblick zu erwischen, ist oft sehr knifflig. Eben weil die Umstände nicht so einfach waren, verlängerten wir die Reise von Nordspanien noch bis herunter nach Andalusien. Dort ist die Architektur nochmal etwas ganz anderes.

Fällt dir dieses Umdisponieren schwer? Wie hattest du dich ursprünglich auf die Locations eingestellt – oder war das mehr spontan, was du fotografisch festhalten möchtest?

Nein, ich bereite solche Reisen meist in stundenlanger Vorarbeit zuhause vor. Hierbei nutze ich gerne Google Maps, da ich die Listen direkt auf allen Geräten nutzen kann. Dazu noch diverse Apps, mit denen ich sehe, wann und wo die Sonne an den Tagen genau aufgeht, damit kann ich recht gut planen, wann es sich lohnt, an die Küste zu fahren und wann es in den Bergen hoffentlich passt. Ansonsten buche ich mir nur den Flug und den Mietwagen, gerade außerhalb der Hauptsaison bekommst du in Spanien supergünstig schöne Unterkünfte. Da entscheide ich manchmal erst am Abend wo ich übernachte. Ansonsten habe ich auch meist Zelt und Isomatte dabei und campe dann in direkter Nähe meiner nächsten Location. Ich bin ja noch jung und frei, um diese Spontanität zu haben.

Bei der Arbeit dann vor Ort, wie entstehen die Perspektiven? Schaust du vorher Bilder anderer Fotografen an, läufst du dort viel umher, wie können wir uns das vorstellen?

Meist bin ich vor Sonnenaufgang schon unterwegs durch die Ortschaften oder Landschaften und laufe sehr viel. So finde ich immer interessante Ecken. Auch über den Tag halte ich bereits Ausschau nach Locations für das Abendlicht. Da verlasse ich mich viel auf meinen Instinkt, Touristenführer mit „Die zehn schönsten Orte, die du gesehen haben musst“ sind meist für mich als Fotograf genau das, was ich nicht suchte. Ich wähle also selbst aus, was ich vor der Kamera haben möchte.

Wie du schon sagtest, du hast dich auf deinem Spanien-Trip umentschieden, vom Baskenland nach Andalusien zu fahren. War das ein spontaner Entschluss oder hattest du diese Option als Plan B schon im Kopf?

Die Grundidee, im Baskenland für Nikon zu fotografieren, stand fest, so war der Auftrag. Somit bist du als Fotograf in einer „Bringschuld“, auch passend zu liefern. Bei der Architekturfotografie kannst du deinem Kunden sagen, dass vielleicht der Rasen nicht gemäht war und ihm einen alternativen Termin nennen. Bei einer freien Geschichte wie dieser geht es nicht so leicht. Wenn eine Story steht, aber sich dann nicht realisieren lässt, dann kann ich entweder die Nicht-Story versuchen zu erzählen oder ich lasse es sein und suche eine andere, aber erzählbare Story. Nach meiner Rückkehr entschied ich mich dann, die Geschichte in Andalusien weiterzuerzählen.

Die Reise nach Andalusien lief dann besser von den Ergebnissen?

Die Architektur war in jedem Fall ansprechender. Auch die Struktur in der Landschaft zeigte sich deutlich interessanter. Ich fand auf kleinerem Raum viel mehr Auswahl an Motiven. Gerade Sevilla und die Pavillons, die für die Expo 1992 errichtet wurden, boten mir reichlich Motive. Die „Ausbeute“ war deutlich erfolgreicher als die zwei oder drei Locations auf 600 Kilometern im Baskenland verteilt.

Auch wenn, wie du sagst, die Locations dichter beieinander lagen, wie lief das? Hattest du dir auch ein Auto gemietet?

Ja, ich habe das von einem Donnerstag bis zum folgenden Dienstag alles besucht. Hier hatte ich mir auch vorher etwa fünf Locations vorab gesucht. Alles was ich auf dem Weg dorthin als interessant entdeckte, merkte ich mir oder machte spontan dann noch dort Halt. Faszinierend war für mich irgendwie Gibraltar. Du fährst durch Spanien, bist aber in England und siehst Afrika. Dazu noch die Felsenaffen und hinter dem Horizont liegt noch Portugal oder der Norden von Marokko. Da machst du dir als Fotograf in diesem Moment viele Gedanken, welche Realität du gerade vor dir hast.

Wenn du in Worte fassen solltest, was du mit deiner Fotografie zeigen und ausdrücken möchtest, was antwortest du da, was dein Ziel ist?

Puh, gerade die Bilder von Gibraltar waren nun nicht der Versuch, meine Gefühle in Bildern zu vermitteln. Sie sollen mehr das darstellen was mich antrieb, dorthin zu gehen. Doch tendenziell möchte ich natürlich das Produkt, das ich ablichte, verkaufen, da ich in der kommerziellen Architektur-Fotografie arbeite. Andererseits versuche ich auch meist den Eindruck und Blickwinkel rüberzubringen, dass da auch ein Abenteuer damit verbunden ist. Auch immer einen Hauch „nicht Vorhersehbares“, was passiert. Wie bei den Höhlenbildern etwa. Ich fuhr eine Landstraße in Andalusien entlang und traf auf drei Höhlen. Zwei davon waren nur mit Guide begehbar, die dritte war ein wenig abgelegen zugänglich. Plötzlich stand ich da in einer Wölbung, etwa acht Stockwerke hoch, kleine Seen auf dem Boden und war tief beeindruckt und überrascht von dieser Stimmung. Solch ein Abenteuer dann als Fotostory rüberzubringen ist dann die Kunst.

Gibst du auch eine Art Workshop, also bietest du solche Reisen mit Begleitung an?

Bisher nicht, denn das einzige Wissen was ich vermitteln kann und möchte ist: Fotografiert so oft und so viel wie möglich. Nehmt euch Zeit dafür und macht die Augen auf. Tolle Bilder können aber auch in der zehnminütigen Mittagspause entstehen. Je mehr Bilder du gemacht hast, umso mehr siehst du, was dir nicht daran gefällt. Damit kannst du eingrenzen, was dann gefällt. Dies verbunden mit ein wenig Interesse an der Bildkomposition und Fototechnik kann ich nur raten. Ich möchte keinem die Kamera und ihre Funktionen beibringen, nur wenn du es selbst lernst und verstehst, kannst du damit richtig umgehen. Fotografie sehe ich als einen eigenen Lernprozess. Aus der Perspektive sehe ich mich fehl am Platz, da Workshops oder Tutorials zu geben.

Gut, dass du das Thema Technik nun ansprichst. Wie bist du hinter die Kamera und zu Nikon gekommen?

Zur Fotografie selbst bin ich über meine Familie gekommen. Schon mein Urgroßvater malte Ölgemälde, meine Großmutter war Fotografin, alles in allem eine sehr kreative und designorientierte Familie – das liegt wohl im Blut. Da meine Mutter bereits eine Nikon-Kamera hatte, lag es nahe, dass ich auch bei der Marke lande. Die erste eigene war irgendwann dann zu Weihnachten eine Nikon D300, da wir die Objektive bereits hatten. Seitdem bin ich Nikon auch treu geblieben. Die Zusammenarbeit mit Nikon Deutschland entstand über eine Kampagne einer Londoner Agentur für Nikon Europe, sie nannte sich „Misleading Line“. So kam ich dann zu dieser sehr tollen direkten Kooperation mit Nikon Deutschland.

Welches Equipment nutzt du aktuell, wenn du unterwegs bist? Welche Kamera hattest du zum Beispiel in Spanien dabei?

Auf Reisen eigentlich nur noch die Nikon Z 7, da sie einfach sehr leicht ist und die Objektive superscharf. Den freien Platz im Rucksack nutze ich lieber für zusätzliche Akkus für meine Drohne. Bei den regulären Jobs bin ich gerne mit der Nikon D850 unterwegs.

Was gefällt dir am Z-System von Nikon so besonders?

Hier finde ich das NIKKOR Z 14–30 mm 1:4 S super. Durch das Schraubgewinde lassen sich Polfilter oder ND-Filter auch auf ein solches Ultraweitwinkel anbringen. Das ermöglicht dir dann echt abgefahrene Belichtungszeiten, ohne große Filtersysteme bei dir zu tragen. Das ist schon eine tolle Innovation von Nikon.

Welches Objektiv ist dein Favorit? Gibt es ein „Immerdrauf“?

Für Landschaft sehr gerne das AF-S NIKKOR 70-200 mm 1:2,8E FL ED VR. Aktuell warte ich auf das neue NIKKOR Z 70–200 mm 1:2,8 VR S für meine Nikon Z 7 – hier bin ich sehr gespannt. Ansonsten kommen das AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8E ED VR sowie das AF-S NIKKOR 14-24 mm 1:2,8G ED je nach Situation sehr viel zum Einsatz. Dieses Trio am Nikon-D850-Body ist fast ausschließlich meine Wahl. Weiterhin ist für die Architekturfotografie auch immer das Tilt-und-Shift-Objektiv PC NIKKOR 19 mm 1:4E ED zur Hand. Das habe ich mir damals, als es neu auf dem Markt war, sofort gekauft und ich muss bis heute sagen, dass es eine so tolle Brennweite in Verbindung mit der Tilt-und-Shift-Funktion ist. Ich bin der Ansicht, Fotos von Architektur dürfen das Gebäude wie in einer Zeichnung herüberbringen, was das Objektiv sehr gut kann. So mancher Architekt ist mit der Formgebung extravagant, diese Extravaganz lässt sich mit der Linse einfach toll transportieren. Häuser lassen sich sehr ästhetisch abbilden.

Kannst du uns bereits jetzt schon verraten, was dieses Jahr noch bei dir auf dem Plan steht?

Im Moment konzentriere ich mich auf die Büroarbeit, meine Webseite und so weiter. Im Rahmen der Möglichkeiten ziehe ich spontan mit der Kamera los, mal sehen. Panik in der aktuellen Situation ist sicher nicht angebracht – ich muss auch abwarten. Es stehen noch einige Motorrad-Events dieses Jahr an, auf die freue ich mich bereits sehr. Auch mit der Oldtimer-Szene in Stuttgart arbeite ich zurzeit viel. Ursprünglich hatte ich auch Reisen nach Zentralasien im Sinn, doch hier ist noch alles offen.

Angenommen, du hättest die freie Wahl an Reiseziel, Budget und Equipment. Was wäre dein absolutes Traumprojekt?

Ich würde mir einen entsprechenden Land Cruiser fertig machen, um von hier bis nach Australien damit zu fahren/reisen. Einen richtigen Foto-Roadtrip über die Kontinente, alle Länder kennenlernen. Bergpässe in Kirgistan oder Architektur in Baku als Beispiel. Auch die Emirate oder Südafrika bieten unendliche Möglichkeiten an Motiven – am schönsten wäre eine ganze Weltreise.

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