PROFI-FOTOGRAF MARTIN SCHOELLER GIBT FÜNF TIPPS ZUM RICHTIGEN UMGANG MIT MODELS

Donnerstag, 07. Mai 2020

Seid ihr bei Porträt-Shootings auch manchmal etwas unsicher, wie ihr vorgehen sollt? Gebt ihr den Models konkrete Posen vor, dirigiert ihr sie wie der Leiter eines Orchesters oder lasst ihr euch einfach treiben? Wie machen es die Profis? Der wohl berühmteste Porträt-Fotograf der Welt, Martin Schoeller, hat uns seine besten Tricks verraten. Der Profi hatte schon alles vor der Kamera, was Rang und Namen hat: Barack Obama, Jack Nicholson und Angela Merkel sind nur drei Namen der illustren Liste, die sich vom Meister des Close-ups haben ablichten lassen.

Inzwischen ist Martin Schoeller quasi genauso prominent wie seine Models – doch das war natürlich nicht immer so. Anfangs fühlte er sich unsicher, wenn er Schauspieler und Politiker porträtieren sollte, die mit ihren Gedanken schon beim nächsten Termin waren, ständig auf ihre Uhr schauten und auf Knopfdruck ihre lächelnde Fotomaske aufsetzen konnten. Trotzdem gelingt es dem Meisterfotografen immer wieder, die Prominenten von einer bislang völlig unbekannten Seite zu zeigen. Die folgenden fünf Tipps, die uns Martin Schoeller im Rahmen einer Ausstellungseröffnung im NRW-Forum in Düsseldorf verriet, werden euch bei euren Porträt-Shootings garantiert helfen. Wir fassen sie für euch zusammen:

1. Small Talk ist der Schlüssel

Unerfahrene Models sind vor der Kamera oftmals etwas schüchtern und verklemmt, Promis haben auf die Aufnahmen keine Lust und Profi-Models setzen sofort ihr professionelles Lächeln auf, das man von hunderten Aufnahmen schon kennt. Egal, wen ihr vor der Linse habt: Eure erste Aufgabe ist es, dass die Models vergessen, dass Sie bei einem Shooting sind. Verwickelt sie in ein Gespräch, während ihr fotografiert, bringt sie zum Lachen und sorgt so dafür, dass die Masken fallen. Die Themen spielen bei den Gesprächen keine Rolle. „Oft frage ich mich nach einem Shooting, was ich da eigentlich wieder für einen Blödsinn geredet habe“, erklärt der Star-Fotograf. Spielt letztendlich keine Rolle, wenn gelungene Aufnahmen im Kasten sind!

Martin Schoeller im NRW-Forum Düsseldorf

2. Im richtigen Moment abdrücken

Prominente knipsen auf Knopfdruck ihr typisches Lächeln an, sobald sie eine Kamera erblicken. Ein authentisches Porträt aufzunehmen ist bei solchen Kamera-Profis gar nicht so leicht. Martin Schoellers Tipp, wie es trotzdem gelingen kann: Genau dann auslösen, wenn es das Model nicht erwartet. Wenn zum Beispiel eine Bilderserie aufgenommen wurde und es den Anschein macht, als würde der Fotograf eine kurze Pause einlegen. Dann löst sich die Körperspannung des Models und die Maske fällt für einen Augenblick.

3. Immer Schritt für Schritt vorgehen

Martin Schoeller arbeitet bei seinen Fotos gerne mit ausgefallen Locations und Requisiten. So fliegen bei Fotos von Quentin Tarantino zum Beispiel mehrere weiße Tauben durchs Bild, während andere Prominente von einer Würgeschlange umschlungen sind. Doch wie bekommt er seine Models dazu, bei solchen Fotos mitzumachen. „Ganz einfach: Ich gehe immer Schritt für Schritt vor. Versuche doch mal das. Und jetzt noch jenes. Und so taste ich mich langsam weiter, bis das Model zu dem Foto bereit ist, das mir vorschwebt. Notfalls spiele ich oder ein Assistent auch mal kurzzeitig das Model, um zu zeigen, dass alles gar nicht so schlimm ist.“

Ausstellungsansicht Martin Schoeller / NRW-Forum Düsseldorf

4. Keine zu langen Shootings

Und nochmal lächeln und schon wieder ein neuer Hintergrund: Irgendwann sinken bei einem Shooting die Aufmerksamkeit und die Lust des Models. Dann sinkt automatisch auch die Chance, dass euch noch lohnenswerte Aufnahmen gelingen. Deshalb lautet der Rat von Martin Schoeller: „15 Minuten ist ein empfehlenswertes Zeitfenster für ein Porträt-Shooting. Danach kommt eh nichts Gescheites mehr!“

5. Immer auf Augenhöhe

Nicht nur kameratechnisch solltet ihr mit euren Models immer auf Augenhöhe sein, sondern auch in Bezug auf die Hierarchie. Weder solltet ihr unerfahrene Models als erfahrener Profifotograf von oben herab behandeln noch übertriebene Ehrfurcht vor prominenten Models zeigen. Denkt dran: Wir sind alle nur Menschen. Nur wenn ihr gleichrangig mit euren Models agiert, funkt ihr auch auf derselben Wellenlänge!

Das NRW-Forum Düsseldorf widmet Martin Schoeller bis 13. September 2020 mit rund 170 Werken die bisher umfassendste Werkschau in Deutschland. Neben den Serien Close Up und Female Bodybuilders werden erstmals auch die Serie Drag Queens sowie neue Arbeiten aus einer Reihe über freigesprochene Todeszelleninsassen präsentiert. Digitale Führungen bringen euch einen Teil seines Programms nach Hause. Alle Angebote sind kostenlos und erscheinen bis zu zweimal die Woche auf Instagram, Facebook und der Webseite.

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