1959: NIKON F – DIE ERSTE MIT F-BAJONETT

Dienstag, 22. Februar 2022

Die 1950er Jahre waren ein Booster nicht nur für die Wirtschaft sondern auch für die Fotografie. Die Nachfrage nach leistungsstarken, robusten Kameras war da und Nikon gelangen mit der Nikon F gleich drei große Würfe: der Sprung auf den Weltmarkt, sich selbst als professionelle Kameramarke zu etablieren und die Einführung eines fotografischen Systems, das bis heute Bestand hat.

Ein System mit Weitblick

Als Hightech-Unternehmen für Optik hatte sich Nikon bis Mitte der 1950er Jahren auf nationaler Ebene bereits einen Namen gemacht – nun ging es darum, den Rest der Welt zu überzeugen.

Die Zeit war reif für die Spiegelreflex-Fotografie. Profi-Fotografen wollten schnelle, zuverlässige Kameras, die im Sucher präzise das anzeigten, was auch nachher auf dem Bild war, und sie wollten sehen, ob es scharf war oder nicht – beide Punkte waren mit den zuvor üblichen Messsucherkameras nur umständlich bis gar nicht lösbar. Dies galt vor allem bei Verwendung mit Teleobjektiven, die ebenfalls in dieser Zeit stark an Popularität gewannen. 

Mit seinem Messsuchersystem hatte Nikon sich bis hierher bereits einen Namen gemacht und auch reichlich optisches und feinmechanisches Know-how entwickelt. Nun war es Zeit, dies in ein komplett neues System fließen zu lassen.

Die Nikon F mit Standard-Sucher und 50-mm-Normalobjektiv

Die Nikon SP, Nikons Topmodell unter den Messsucherkameras. Vor allem an den Steuerelementen auf der Oberseite kann man auf die Verwandschaft mit der Nikon F schließen.

Die Nikon-Messsucher-Serie, insbesondere die sehr erfolgreiche und professionelle Nikon SP waren bei der Entwicklung eines neuen Spiegelreflexsystems Vorbild. Einerseits sollte sich für die Anwender*innen möglichst wenig ändern, andererseits sollten beide Systeme parallel produziert werden können. Da war es hilfreich, wenn gleiche Bauteile in mehrere Kameras passten. Zum Beispiel der zu seiner Zeit bahnbrechende Verschluss der Nikon F: Er war der erste Verschluss der Welt, der aus Titanlamellen in einer Dicke von nur 0,02 mm bestand. So ermöglichte er einerseits einen sehr schnellen Ablauf und kurze Verschlusszeiten und hielt andererseits über 100.000 Auslösungen stand. Dieser Verschluss wurde ab der Einführung der Nikon F auch in der älteren Schwester SP verbaut.

Das Bajonett – Kern des Systems

Schon ab Markteinführung 1959 war das F-System modular gebaut. Dabei war die wichtigste Schnittstelle das Objektivbajonett (aber nicht die einzige, dazu mehr weiter unten). Auf den ersten Blick eine einfache Aufgabe: Man brauchte eine Befestigung für Wechselobjektive. Wären die Entwickler damals nur vom Objektivprogramm ihrer Zeit ausgegangen – wenige Objektive, allesamt nicht sonderlich schwer – hätten sie es sich tatsächlich leicht machen und ein kleineres, leichteres Bajonett schaffen können. Tatsächlich hatte man aber bereits damals größeres im Sinn, inklusive langer, lichtstarker Teleobjektive, für deren Licht man mit 44 mm Innendurchmesser von vornherein genug Raum eingeplant hat.

Der Hintergrund: Wird ein lichtstarkes Objektiv mit offener Blende verwendet, tritt aus der rückwärtigen Linse das Licht in Form von sehr weit geöffneten Strahlenkegeln aus, die erst auf dem Film auf je einen Punkt fokussiert sind. Auf dem Weg dazwischen würde jedes Hindernis das Bild verdunkeln. Deshalb war es wichtig, das Bajonett und den dahinter liegenden Spiegelkasten ausreichend geräumig anzulegen.

Und auch die Mechanik des F-Bajonetts war von Anfang an mit Luft nach oben ausgestattet, was die Belastung durch schwerere Objektive anging. Aber auch im Inneren setzte Nikon neue Maßstäbe. Als erste Kamera der Welt verfügte die Nikon F über einen Verschluss aus Titanlamellen mit einer Dicke von nur 0,02 mm.

Das F-Bajonett damals und heute – links Nikon F, rechts D7500. Das Wesentliche, nämlich Abmessungen, Aufnahme des Objektivs, Auflagemaß und sogar die Arretierung des angesetzten Objektivs sind über schon fast 7 Jahrzehnte gleich geblieben.

Nein, dies ist kein anderes Kameramodell sondern die Nikon F mit dem ab 1962 erhältlichen optionalen Photomic-Sucher, der erstmals eine integrierte Belichtungsmessung ermöglichte.

Für jeden Zweck das passende Modul

Nicht nur die Objektive waren bei der Nikon F auswechselbar, sondern auch die Einstellscheiben und die Sucher. So wurde sichergestellt, dass das manuelle Fokussieren für jedes Objektiv und für jeden Anwendungszweck optimal unterstützt werden konnte. Hinzu kam Zubehör für einen schnelleren Filmtransport inklusive einer Kassette für Rollenware, Fernauslöse-Zubehör und Unterstützung für viele weitere speziellere Anwendungen.

Der Beginn einer Ära

Die Nikon F war wegweisend. So sehr, dass sie als Begründerin einer Dynastie gelten kann. Mindestens die professionelle Nikon-F-Serie (also alle „einstelligen“ von F, über die F2, von der sie 1971 abgelöst wurde, bis zur F6) lassen sich direkt auf die Ur-F zurückführen, sogar bis hin zu den wechselbaren Einstellscheiben und lange Zeit auch Suchern. Aber auch unsere professionellen Spiegelreflexmodelle von D1 bis D6 sind Erben der F. Schließlich teilen auch sie sich nach wie vor das gleich Bajonett. Und wenn wir genau hinsehen: Auch in unserem aktuellen Flaggschiff, der Z 9, findet man Nikon-F-DNA. Nicht mehr physisch, aber der Anspruch zu jeder Zeit das beste System für professionelle Fotograf*innen zu liefern, ist beiden eigen.

Wir werden weiter Geschichte schreiben, versprochen.

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